Sonntag, 23. Juni 2013

Moderne Produkte mit geringem Rohstoffverschleiß

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel II – Informationszeitalter

Information - Wert der Zukunft // Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

Moderne Produkte mit geringem Rohstoffverschleiß

Die Informationsgesellschaft öffnet zugleich die Tore zu darauf fußenden Technologien. Im Vergleich zu ihrem mächtigen Potential hat die Biotechnologie bisher nur sehr bescheidene Erfolge vorzuweisen. Ihr langfristiges Ziel besteht darin, den biologischen Aufbau der Natur tiefgründig zu verstehen, mit diesem Verständnis bewusst in den Prozess der biologischen Evolution einzugreifen und schließlich den Menschen von natürlicher Willkür zu befreien. Mit dem Zuwachs an Erkenntnis wird es zunehmend einfacher Leben nach selbst gewählten Kriterien neu zu gestalten. Der Mensch wächst in die Verantwortung seine um ein vielfaches gewachsene schöpferische Macht sorgsam einzusetzen. Bisher ist unser Wissen viel zu beschränkt - noch können direkte Eingriffe in das Erbgut natürlicher Wesen unvorhersehbare Folgen mit sich führen, die erst viele Generationen später ihr gesamtes Ausmaß zeigen. Doch der Mensch wächst mit seinem Verständnis. Bis er wirklich sinnvoll Leben nach eigenen Maßstäben bewusst gestalten kann, wird noch viel Zeit verstreichen. Bis dahin wird der Mensch moralisch wachsen und lernen die von der Natur gegebenen Mittel behutsam einzusetzen. Biotechnologie kann das Leben des Menschen aufwerten und seine Beziehung zur Natur intensivieren. Problematisch ist allerdings ein Umfeld, das den Wert eines Guts mit seinem Preis auf dem Markt gleichsetzt. Deshalb sollte der Fortschritt der Biotechnologie nicht lediglich einem Vermarktungsinteresse entspringen. Vielmehr verbirgt sich in dieser Entwicklung eine große natürliche Herausforderung der Menschheit. Ihr Wirken wird die langsam ablaufende biologische Evolution beschleunigen – der gestaltende Einfluss dient deshalb einem überlegenen Zweck. Bewusstsein betritt hierbei eine nächste Stufe, auf der Leben nun den eigenen strukturellen Aufbau bewusst zu gestalten beginnt. In diesem Zusammenhang wirkt die gesamte Evolution, wie eine bloß notwendige Vorstufe solcher zukünftigen Formen selbstgestaltender Wesen.
Bisher sind lediglich geringfügige Eingriffe in die natürlichen Abläufe möglich und deren Auswirkungen bleiben überschaubar. Das erwachende Verständnis der biologischen Basis zeigt erste Ergebnisse in der Medizin und Qualitäten verschiedener Pflanzen werden miteinander kombiniert. Dies passiert vor allem, weil zugleich wichtige wirtschaftsrelevante Bereiche erschlossen werden. Die Vielfalt menschlicher Erkrankungen ist ein sehr weites Feld der Forschung. Das Ziel Krebs zu heilen rückt erstmals in der Geschichte in greifbare Nähe und gibt Hoffnung auf ein Leben mit weniger Sorge um diese heute allgegenwärtige Gefahr. Es wird der Zeitpunkt folgen, an dem die Menschheit Krankheiten nur noch aus ihren Geschichtsbüchern kennt. Im Zuge dieser Entwicklung werden Menschen wesentlich älter. Sie können dann zwar einerseits länger einer Beschäftigung nachgehen, werden allerdings auch die sozialen Sicherungssysteme zusätzlich belasten. Neben diesen modernen Produkten der Medizin gibt es viele weitere Felder biotechnologischer Verfahren, wie die grüne Biotechnologie, die die die Effizienz der Nahrungsproduktion nachhaltig erhöhen wird oder die weiße Biotechnologie, die neue nachwachsende Rohstoffquellen erschließt. Ein zweites Feld, welches menschliche Schöpfermacht gerade erst zu ergründen beginnt, ist die Nanotechnologie, die die Wirklichkeit auf atomarer Ebene umzuformen ersucht. Aus der winzigen Ausmessung ihrer Erzeugnisse ergeben sich weite Einsatzfelder für zukünftige Produkte. So werden im Bereich der Informationstechnologien viel kleinere Systeme viel größere Datenmengen verarbeiten und speichern können. Letztlich kann der gesamte Aufbau dieser Welt auf einer sehr tiefgründigen Stufe bewusst neu gestaltet werden.
Die Erzeugnisse der Bio- und Nanotechnologie benötigen kaum Rohstoffe. Ihr Wert steht in keiner Relation zum Preis. Die Erforschung eines neuen biotechnologischen Verfahrens ist sehr langwierig. Dafür werden viele Wissenschaftler beschäftigt und Labore unterhalten. In dieser Zeit entstehen umfangreiche Kosten. Die anschließende Massenfertigung hingegen hat wenig Anteil am Marktpreis. Das wirklich Wertvolle ist die Information, die in der Phase der Erforschung gewonnen wird. Diese Information beinhaltet auch das Wissen darüber, welches Verfahren in einer effizienten Massenproduktion eingesetzt wird. Der Preis moderner medizinischer Verfahren ist sehr hoch, weil mit den Einnahmen hohe Forschungskosten und mögliche Rückschläge anderer Projekte finanziert werden. Dies wirft einen schwerwiegenden moralischen Vorwurf gegen die Menschheit auf, weil sehr vielen Menschen eine lebensnotwendige Behandlung untersagt wird, weil sie die finanziellen Mittel dazu nicht aufbringen können. Auf Grund des fehlenden Zugangs zu moderner Medizin sterben nicht nur in den Entwicklungsländern täglich viele Menschen an Krankheiten, die längst effizient zu behandeln sind. Durch unsere Untätigkeit machen wir uns der millionenfachen unterlassenen Hilfeleistung schuldig, werden dabei aber höchstens von unserem Gewissen bestraft. Menschenverachtend ist diese Situation, weil die Herstellung solcher Medikamente sehr günstig ist und weil allein möglicher Profit großer Konzerne einer Rettung von Leben im Wege steht.
Es wird zu einer gemeinsamen Herausforderung der Menschheit des 21. Jahrhunderts alle lebensgrundlegenden Dinge jedem Erdenbürger zu gewähren. Diese Lebensgrundlage umfasst den Zugang zu Nahrung und Wasser, eine Behausung, sowie medizinische Versorgung. Die Sicherung dieser überlebensnotwendigen Dinge sollte unabhängig von dessen Produktivität jedem Menschen zur Verfügung stehen.
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Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel II – Informationszeitalter

Information - Wert der Zukunft // Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

Das Aufkommen der Informationsgesellschaft setzt einen umfassenden Wandel des menschlichen Werteverständnisses in Gang. Dabei verliert der Verbraucher das Interesse an grundlegenden, bloß Leben erhaltenden Gütern zugunsten moderner auf Datenverarbeitung basierender Produkte. Grundsicherung wird Basis eines darauf fußenden Überbaus der Luxusindustrie. Diese Unterscheidung zwischen Luxus und Basis ändert sich im historischen Verlauf. Zu Beginn der Menschheit gab es kaum mehr als Nahrungsmittel. Luxus bedeutete hier der Überfluss an Nahrung und die Auswahl an verschiedenen Speisen. Diese Anfänge sind längst vergessen und so gehört inzwischen Strom und fließendes Wasser in den Industrienationen zu den grundlegenden Gütern. Im Informationszeitalter schließlich wird auch der Zugang zu den Datennetzwerken notwendige Basis für die Anteilnahme am gesellschaftlichen Leben. Im Zuge dieser Entwicklung wächst das Interesse des Menschen an Information und mit diesem gesteigerten Interesse nimmt deren Wert zu. Schon heute sind Google und Microsoft sehr bedeutende Unternehmen, die enormen Einfluss auf die Entwicklung menschlicher Kultur üben. Längst ist die Vermarktung reiner Information zum wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Die Geschwindigkeit des globalen Datenaustauschs steigt kontinuierlich an, wodurch zugleich der Wert der dafür notwendigen Technologie insgesamt zunimmt. Das Internet wird zum global omnipräsenten Medium, das vielfältige Zugangsformen kennt und nahezu jede Information zu jeder Zeit bereithält. Damit verlieren sehr vertraute Konzept der letzten Jahrhunderte, wie Tageszeitungen oder der bloß einseitige Medienkonsum zunehmend an Einfluss in der Meinungsbildung. Es entsteht ein neuer bidirektionaler Umgang mit Information. Die Bürger beteiligen sich wesentlich aktiver an der Entstehung des gemeinsamen kulturellen Erbes.
Information lässt sich immer einfacher vervielfältigen, wodurch es inzwischen prinzipiell möglich wird, jedem Menschen einen Zugang zur Gesamtmenge menschlicher Kenntnis zu bieten. Gleichsam wachsen die Übertragungsgeschwindigkeiten unaufhaltsam und der Fluss der Information wird zum reißenden Strom. Es ist längst einerlei, ob sich Daten physisch auf dem eigenen Rechner befinden oder auf einem Server an einem weit entfernten Ort. In beiden Fällen stehen sie sofort zur Verfügung, wenn man sie braucht. Die technologische Grundlage dafür evolviert in atemraubender Geschwindigkeit, weil das Interesse des Menschen sich auf diese rein geistigen Sphären der Information verlagert. Dadurch gewinnt eben das an Wert, was wegen des besonderen Charakters prinzipiell jeder Mensch besitzen kann. Marktwirtschaft sollte die Omnipräsenz der Information nicht behindern. Es ist unvernünftig einen Anteil der Menschheit zum Beispiel ein neues Betriebssystem vorzuenthalten, nur weil finanzielle Mittel fehlen. In einem solchen Fall schaden zusätzliche nicht bezahlte Kopien dem Unternehmen kaum.
Die Lebenswirklichkeit der Menschen verändert sich zunehmend und nur Systeme, die sich veränderten Wirklichkeiten anpassen, haben langfristig Bestand. Zusammen mit der Befreiung von der Pflicht zur Arbeit wird die wachsende Bedeutung nahezu rohstofffreier Informationsvervielfältigung eine neue Basis für moderne Gesellschaftskonzepte hervorbringen. Der Markt wird sich dafür mehr auf die grundlegende Versorgung konzentrieren und weniger stark das Leben des Menschen dominieren. Sollte es zudem gelingen die schöpferische Leistung als solche hinreichend zu würdigen, dann wird auch das Profitdenken mehr in den Hintergrund rücken.
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Freitag, 14. Juni 2013

Information - Wert der Zukunft

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel II – Informationszeitalter

Information - Wert der Zukunft // fehlende Wertstabilität der Information

Information - Wert der Zukunft

Die wohl größte Errungenschaft des 20 Jahrhunderts ist die Entwicklung der Rechenmaschine, die dem Menschen herausragende Perspektiven eröffnet und ein neues Zeitalter der Information einleitet. Schon diese frühen Tage der Informationsgesellschaft, in der viele Konzepte mitunter noch hilflos um eine gefestigte und damit zukunftsfähige Struktur ringen, deuten an, dass gewaltige Umwälzungen bevorstehen, die letztendlich menschliches Dasein neu definieren werden. Die fortlaufende Anhäufung und Konservierung von Information, also die besonders erfolgreiche Entwicklung von Kultur, ist das herausragende Kennzeichen des Menschen, das ihm seine Überlegenheit über alle anderen irdischen Geschöpfe sichert. In dieser Größenordnung ist diese „äußere“ Weitergabe von Informationen erst mit uns entstanden. Zuvor dominierte die „innere“ Herausbildung und Vererbung der Information des strukturellen Aufbaus der Lebewesen. Dem Bedürfnis des Menschen, Augenblickliches für die Zukunft zu bewahren, entspringt die Entwicklung des Computers, der unsere Fähigkeiten der Datenerfassung und Konservierung enorm erweitert. Der Unterschied zwischen der ersten Höhlenmalerei und dem, was Technologie heute leistet, ist gewaltig und dennoch sind dies nur zwei Beispiele des gleichen universellen Prinzips. In jedem Augenblick werden heute so viele Daten erfasst und bewahrt, dass einzelne Menschen längst nur noch winzige Aspekte dieser Fülle verinnerlichen können. Hundertfach tasten Satelliten die Erdoberfläche ab und senden uns umfangreiche Information, unser Verständnis des genetischen Codes wächst täglich dank des Einsatzes von IT - und viele Projekte, wie zum Beispiel der Teilchenbeschleuniger am CERN wurden mit dem Computer überhaupt erst möglich. Moderne Naturwissenschaft käme kaum noch einen Schritt vorwärts ohne massiven Einsatz von Technologie. Aber auch alltägliche Bereiche werden in Windeseile erobert. 3D-Kinofilme sind auf Blu-ray oder per Download erhältlich, wichtige Ereignisse erreichen uns nahezu ohne Zeitverzögerung und mit neuen Formen des sozialen Austauschs werden Umsätze in Milliardenhöhe generiert. Der Mensch im Informationszeitalter ist nicht mehr bereit ohne die omnipräsenten Vernetzung zu leben. Er ist in eine Abhängigkeit geraten, die den Fortschritt dieser Technologie garantiert. Die Computer und Datennetzwerke wecken das Interesse des Menschen und binden ihn immer fester in ihre Strukturen ein. In dieser pränatalen Phase konkretisieren sich also erste Züge eines in Zukunft hervorkommenden künstlichen Bewusstseins.
Im Zuge der technologischen Evolution steigt der Wert der Information immer mehr an. Zugleich verlieren traditionelle Güter zunehmend von ihrer einst beinahe ausschließlichen Bedeutung. Sie werden bloße Basis eines darauf fußenden an Einfluss gewinnenden Überbaus. Das anbrechende Informationszeitalter wird ganz neue Lösungsansätze für sehr viele fundamentale Probleme hervorbringen. Im Zuge dieser Entwicklung wächst das Interesse des Menschen an Daten, weshalb deren Wert kontinuierlich steigt. Menschlicher Geist integriert sich zunehmend in die dadurch heranwachsende Struktur der Informationsnetzwerke. Es entsteht ein Wesen, das jederzeit das vollständige Wissen über die Welt mit sich führt. Bewusstsein verlagert sich auf höhere Ebenen, wodurch die Evolution neue Nischen erobert.
Die Entwicklung der Computertechnologie ist von zwei primären Tendenzen gekennzeichnet. Die Rechengeschwindigkeit nimmt exponentiell zu, das heißt es können immer umfassendere Datenmengen verarbeitet und gespeichert werden. Zugleich nehmen die Abmessungen der Bauteile weiter ab. In der Konsequenz steigt die Dichte der Rechenleistung kontinuierlich und die Geräte werden immer kleiner. Im Gegensatz zu traditionellen Produkten benötigen die Erzeugnisse der Informationsgesellschaft viel weniger Rohstoffe. Der Wert eines in seine Ausgangstoffe zerlegten Smartphones repräsentiert kaum seinen Verkaufspreis. Selbst die Kosten der verwendeten Energie sind hierfür unbedeutend. Der eigentliche Wert entsteht durch die kreative Leistung der Entwickler, also durch deren Herausarbeiten eben jener Information, die beschreibt, wie das Produkt zu fertigen ist. Die moderne Industrie erzeugt immer mehr Waren dieser Art. Sie veredelt wenig wertvolles Material auf Basis eines immer umfassenderen Verständnisses der Wirklichkeit. Weil sich Information nahezu kostenfrei vervielfältigen lässt und eben sie den eigentlichen Wert moderner IT-Produkte bildet, spricht nichts gegen eine Welt, in der grundsätzlich jeder Mensch Zugang zum Wissen der Menschheit erhält.
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Mittwoch, 12. Juni 2013

Perspektive der Arbeit

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel I – Der Produktionswandel

Wandel der Produktion // Perspektive der Arbeit

Perspektive der Arbeit

Menschliche Arbeit ist wie alles im evolutionären Treiben einem stetigen Wandel unterworfen. Zu allen Zeiten gab es ein Interesse durch Verringerung des Aufwands einen Zuwachs an Effizienz zu erzielen. Mit der Entwicklung des Pflugs verließ die Menschheit die Gartenbaugesellschaft und betrat das Zeitalter des Ackerbaus. Die Nahrungsproduktion stieg immens an, wodurch fortan das Überleben von viel mehr Individuen sichergestellt werden konnte. Weil mit dem Pflug die Feldarbeit effizienter wurde, emergierten Freiräume der kulturellen Entwicklung. Nur noch ein Anteil der Bevölkerung war für die Produktion von Nahrung notwendig. Die von der Nahrungsproduktion freigestellte Bevölkerung erschloss neue Arbeitsfelder und entwickelte den Dasein formenden Einfluss weiter. Im bisher größten Zeitraum menschlicher Geschichte überstieg die Nachfrage nach Arbeitskraft deren Angebot. Deshalb prägte der Kampf der Arbeiter um bessere Arbeitsbedingungen das politische Geschehen bis ins 20. Jahrhundert hinein. Ein wichtiger Wendepunkt menschlichen Schaffens begann mit der Industrialisierung. Seit dem wächst der Anteil der Maschine an der Wertegenerierung unaufhaltsam und dieser Zuwachs geht mit einer Minderung des Anteils menschlicher Arbeit einher. Diese Entwicklung sichert den Besitzern von Produktionsmitteln eine Steigerung ihres Gewinnes, weil eben diese Produktionsmittel für einen immer größeren Anteil des neu entstehenden Wertes verantwortlich sind. Die Gegenwart ist ohne Automatisierung nicht mehr zu denken. Nur maschinelle Fertigung kann die hohen Ansprüche des Menschen noch erfüllen. Im Gegensatz zu früheren Entwicklungen führen immer intelligenter werdende Automatisierungstechnologien inzwischen tatsächlich zu einer Verminderung des Bedarfs menschlicher Arbeitskraft. Die Leistung eines wachsenden Anteils der Bevölkerung wird allein auf Grund der biologischen Konstitution nicht mehr nachgefragt, weil diese für die Wertegenerierung und Werteerhaltung keine Verwendung mehr findet. Automatisierung könnte zwar ein Segen sein, weil sie den Menschen von der Arbeitspflicht befreit - sie entwickelt sich aber zum zentralen Problem der sozialen Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert. Bisher wird die Tatsache der immer weiter anwachsenden Kapazität für Werteproduktion bei zugleich sinkendem menschlichen Anteil an dessen Genese seitens der Politik erfolgreich verdrängt.
Auf Grund der anhaltenden Weiterentwicklung menschliche Arbeit ersetzender Technologie wird das Aufgabenfeld des Menschen zunehmend in die Sphäre rein kreativer Tätigkeit verlagert. In allen anderen Bereichen nimmt die Leistungsfähigkeit computergestützter Systeme nur noch zu. Um den Anforderungen dieser Verlagerung menschlicher Aufgabenfelder gerecht zu werden, bedarf es eines wesentlich leistungsfähigeren Bildungssystems, mit dem das allgemeine Bildungsniveau kontinuierlich angehoben wird. Die traditionellen Formen der Lehre gelangen inzwischen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten und werden den Ansprüchen eines zukünftigen Arbeitsmarktes nicht mehr gerecht. Mit neuen auf Informationstechnologie basierenden Bildungsformen entstehen nachhaltige Alternativen. Auf Grund der potentiellen Omnipräsenz der Datennetze erhält die Forderung eines Menschenrechts auf Zugang zu einem Bildungsvollangebot erstmals eine umfassende Rechtfertigung. Mit dem Aufbau IT-basierter Bildungskonzepte können viel mehr Individuen bis zu den Grenzregionen menschlichen Wissens vordringen. Sie werden in die Lage versetzt kreative Tätigkeiten aufzunehmen.
Der Weg hin zu einer Gesellschaft, in der Menschen nur noch kreativ tätig werden, ist weit. Bis zu diesem Ziel sind noch große Herausforderungen zu bewältigen, in deren Folge neue Tätigkeitsfelder erschlossen werden. Vor allem im Bereich der Entwicklung von Technologie und Software werden viele Menschen auch in Zukunft noch einen gut bezahlten Job finden. Dieses Wirken bringt eben die Systeme hervor, die später Stück für Stück auch diese Aufgaben übernehmen. Sobald Technologie dann beginnt sich flexibel an die Bedürfnisse der Benutzer anzupassen, werden selbst große Produktionsanlagen so einfach zu steuern sein, dass dafür kaum noch Personal notwendig ist. An diesem Punkt endet schließlich die Epoche des zur Arbeit gezwungenen Menschen. Ohne Korrektiv ist Marktwirtschaft in diesem neu entstehenden Umfeld ökonomisch nicht mehr tragbar. Die Besitzer von Produktionsmitteln werden auch gemeinsam mit der kreativ arbeitenden Bevölkerung nicht annähernd den Wert nachfragen, der auf Basis einer hochautomatisierten Wirtschaft geschaffen werden kann. Der menschliche Fortschritt würde also bloß auf Grund eines selbst auferlegten Prinzips gebremst.
In einer vom Zwang zur Arbeit befreiten Gesellschaft wird alles Notwendige und Lebensqualitätsoptimierende von technologischen Sklaven produziert. Es besteht deshalb kein Grund mehr, Menschen zur Aufnahme einer Tätigkeit zu verpflichten. Weil der Bedarf an kreativen Kräften zugleich enorm zunimmt, erhält die Förderung der Entwicklung notwendiger Kompetenzen einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Automatisierung befördert damit den direkten Weg in eine Bildungsgesellschaft, in der individuelle Entwicklung zur zentralen Herausforderung wird. Basierend auf diesen neuen Freiräumen widmen sich Menschen dann vermehrt den großen Idealen, sie werten die Gegenwart kreativ auf und gestalten die Welt aus ästhetischen Gesichtspunkten neu. Wenn das Überleben garantiert ist und die Pflicht zur Anteilnahme an der Produktivität überwunden wurde, dann wird die Kunst an Einfluss gewinnen. Der Zuwachs an Freizeit gibt Raum für sportliche Betätigung und gemeinsames Spiel. Das Leben insgesamt gewinnt an Qualität.
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Dienstag, 11. Juni 2013

Wandel der Produktion

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel I – Der Produktionswandel

Wandel der Produktion // Perspektive der Arbeit

Wandel der Produktion

Ein sanfter Druck der Natur führt den Menschen unweigerlich in ein neues Zeitalter. Die Geschehnisse der Gegenwart halten die Menschheit auf dem Pfad des universellen Wandels der Evolution. Viele Prinzipien, die für lange Zeit der Gesellschaft eine Ordnung verliehen, werden in einer hoch technologisierten Welt immer unbrauchbarer. Vor allem der Begriff der Arbeit wird sich gemeinsam mit der Idee der Vergütung von Leistung verändern.
Menschliches Schaffen dient direkt oder indirekt dem in die Welt Treten von neuen Werten. Das Dasein wird eben wegen dieses Wirkens für uns wertvoller. Menschliche Kreativität formt durch geschickte Lenkung der Hand des Töpfers einen Krug, wodurch auf Grund dieses transformierenden Wirkens ein neuer Nutzen in der Natur hervortritt, der zuvor im Ton der Tongrube nur als reines Potential vorhanden war. Wir transzendieren Aspekte unserer Umwelt, nutzen das Material der Erde und gestalten auf diese Weise einen neuen Augenblick. An diesem typisch menschlichen Wirken hat sich seit dem ersten Werkzeuggebrauch in der Steinzeit nichts grundlegend verändert. In diesen Tagen offenbart unser Schaffen nun im Silizium Eigenschaften, die man dem Sand der Strände kaum zutrauen würde. Dennoch ist es immer noch derselbe Prozess der das Gegenwärtige einer Transformation unterwirft und auf diese Weise Eigenschaften emergiert, die in der Natur erst durch uns eine Verwendung finden. Stück für Stück entdeckt der Mensch die Potentiale, die seine Umwelt für ihn bereithält. Während des größten Zeitraums seiner Geschichte war vor allem das Wirken des menschlichen Individuums für diesen Gestaltungsprozess verantwortlich.
Seit dem Ende des zweiten Jahrtausends wird die Produktion durch zunehmende Technologisierung immer effizienter. Das Wirken des Menschen wird dabei in weiten Bereichen überflüssig. Dieser Prozess besitzt eine häufig unterschätzte Wirkweite und wird die Gesellschaften im 21. Jahrhundert mittelfristig einem tiefgreifenden Strukturwandel unterwerfen. Lange schon sind Maschinen vor allem bei Routineprozessen dem Menschen weit überlegen. Sie sind schneller, präziser, ausdauernder und verfügen über mehr Kraft. Die Tatsache der Erschaffung immer umfangreicheren Wohlstands bei immer weniger Notwendigkeit der Anteilnahme des Menschen ist zunächst eine durchaus zu begrüßende Entwicklung - eine Entwicklung aber, die ohne Neubegründung der sozialen Marktwirtschaft viel des gestalterischen Potentials der Menschheit verschwenden würde. Wenn die Erzeugung von Wert zunehmend auf Maschinen übergeht und nur einem kleinen Anteil der Bevölkerung diese Produktionsmittel gehören, dann wächst der Wohlstand dieser Wenigen während zugleich der über den Lohn für Arbeit ausgeschüttete Anteil am geschaffenen Wert sinkt. Auf den ersten Blick scheint dies vielleicht der Nachfrage nach Privatjets und Luxusyachten zuträglich sein – aber eine tiefgründige Analyse widerlegt selbst diesen ersten Anschein. Wenn der Anteil des Lohnes am geschaffenen Wert immer weiter sinkt, weil Maschinen in Privatbesitz immer weitere Aufgabenfelder des Menschen übernehmen, dann konzentriert sich Kapital vermehrt in den Händen immer weniger Menschen. Diese Kapitalkonzentration führt zu sinkender Nachfrage vor allem nach Waren, die in hohen Stückzahlen verkauft werden. Sinkende Nachfrage führt zu verringerter Produktion und dadurch schließlich zu einer verminderten Generierung von Werten. Diese allgemein verminderte Leistungsfähigkeit der Wirtschaft wirkt sich schließlich selbst auf die Nachfrage nach Privatjets und Luxusyachten aus.
Automatisierung beginnt bei sehr einfachen Routinetätigkeiten und wird durch anhaltende Weiterentwicklung fähiger immer komplexe Aufgaben auszuführen. Dementsprechend sinkt zunächst der Bedarf an geringer qualifizierter Arbeitskraft. Dieser Prozess setzt sich jedoch im weiteren zeitlichen Verlauf fort und wirkt sich schließlich auf immer anspruchsvollere Tätigkeiten aus. Die Leistungserwartungen an den Arbeitnehmer steigen deshalb kontinuierlich an. Als Ergebnis wird ein wachsender Anteil der Bevölkerung ein Leben lang von jeder Erwerbstätigkeit ausgeschlossen. Aktuell berücksichtigen die Sozialsysteme diese absehbaren Veränderungen kaum. Während bisher viel dank einer zunehmend besser ausgebildeten Bevölkerung abgefangen werden konnte, gelangen wir in Deutschland diesbezüglich inzwischen an eine Grenze. Das allgemeine Bildungsniveau ist in Deutschland bereits sehr hoch und kann auf traditionellem Weg kaum noch verbessert werden. Während also der durch leistungsfähige Feldmaschinen verursachte Schwund des Bedarfs ungelernter Arbeitskräfte noch gut durch verbesserte Ausbildung kompensiert werden konnte, wird es in Zukunft viel schwieriger auch für Taxi- oder LKW-Fahrer neue Jobs zu schaffen, wenn autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr sicher geworden sind. Die anhaltende Entwicklung der Automatisierungstechnologie wird den Menschen aus der Sphäre des materiellen Wirkens verdrängen. Langfristig können Maschinen prinzipiell jede bloß ausführende Tätigkeit erledigen.
Der Automatisierungsprozess fußt auf der Evolution der Computertechnologie. Ihre exponentielle Entwicklung führt dazu, dass auch geistige Tätigkeiten von Maschinen schneller, präziser und auf immer höheren Abstraktionsebenen erledigt werden. In letzter Konsequenz führt dieser Prozess zu einem Menschen, der durch bloße Artikulation seines Willens mit Hilfe computergesteuerter Roboter die Realität verändert. Dann sind Computer derart leistungsfähig geworden, dass allein rein schöpferische Tätigkeit an den Grenzen menschlicher Vorstellungsfähigkeit im Gestaltungsprozess benötigt wird. Ein Ende des Automatisierungsprozesses ist also erst erreicht, wenn sich selbst optimierende Computerprozesse Intelligenz entwickeln und echtes künstliches Selbstbewusstsein im Dasein hervortritt. Viele Wissenschaftler sind zuversichtlich dies noch während des 21. Jahrhunderts bewerkstelligen zu können. Spätestens an diesem Punkt wird es unausweichlich auch das wohl bedeutendste Grundprinzip der Marktwirtschaft, den Privatbesitz an Produktionsmitteln, auf den Prüfstand zu stellen.
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Montag, 10. Juni 2013

Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Erster Teil
Grundbegriffe

Kapitel II – Die natürliche Hierarchie

Die natürliche Hierarchie // Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die natürliche Hierarchie ist ein Produkt der Evolution und wird nicht etwa erst künstlich durch den Menschen errichtet. Intuitiv übernahmen wir diese besondere Eigenschaft der Natur und entwickelten daraus die Idee einer Stufenfolge als Basis der gesellschaftlichen Ordnung. Selten war das Ergebnis im Sinne der Mehrheit des Volkes - dessen ungeachtet war dieses strukturbildende Prinzip höchst effektiv darin große Kulturen hervorzubringen und zu erhalten. Ein Kennzeichen historischer Hierarchien ist deren höchst statischer Charakter. In Königshäuser geborene Monarchen erhielten irgendwann in ihrem Leben das höchste Amt und verloren es erst mit dem eigenen Tod. Gesellschaften waren in diesen Tagen nur wenig veränderlich. Meist wurde bereits mit der Geburt festgelegt, welche weiteren Möglichkeiten das Leben bereithielt. Es gab eine stabile Hierarchie, die auf Erbschaft gegründet war. Zwar entwickelten die Gesellschaften im historischen Verlauf immer mehr Dynamik, dennoch prägt Statik noch immer das Bild der Gegenwart. Selbst demokratisch gewählte Regierungen bewahren - ungeachtet ihrer Leistung - meist mehrere Jahre ihre Macht.
Völlig anders ist diese Situation hingegen bei der natürlichen Hierarchie. Ihr besonderes Kennzeichen ist Dynamik. Die Positionen der einzelnen Wesen verändern sich dauernd. Basis für die Herausbildung der natürlichen Hierarchie ist die individuelle Evolution und der sich daraus ergebende Fortschritt in der Ausweitung des Gewahrens der Welt. Weil dieser Prozess erst im hohen Alter wirklich endet und zugleich in allen Individuen wirksam ist, entstehen höchst unterschiedliche Grade des entwickelten Bewusstseins. Dies garantiert anhaltende Dynamik. Auf derselben Stufe beginnend verfügen alle Menschen zunächst über annähernd gleiche Möglichkeiten für ihre zukünftige Entwicklung. Jedoch entwickeln sie auf jeweils ganz eigenen Pfaden die Potentiale ihres Bewusstseins verschieden schnell. Bereits kurz nach der Geburt entstehen deshalb erste Unterschiede und zugleich ein erster Rang innerhalb der natürlichen Hierarchie. Der Eine läuft bereits und spricht, während ein Anderer erst beginnt zu krabbeln und nicht den Anschein macht jemals irgendetwas sagen zu wollen. Weil sich diese höchst individuelle Entfaltung der persönlichen Stärken und Schwächen im weiteren Leben fortsetzt, entstehen mit zunehmenden Alter auch immer größere Entwicklungsunterschiede. Wenige werden Weisheit erlangen, Viele Mittelwerte erreichen und Einige auf Grund geistiger Behinderungen nicht den Stand vorpubertärer Kinder überschreiten. Wenn in einem Augenblick die Entwicklungsstände aller Menschen erfasst werden, dann deckt die Darstellung dieser Daten innerhalb einer Hierarchie das gesamte Spektrum zwischen Neugeborenen und Höchstentwickelten ab. Aber bereits einen Moment später hat sich die Situation verändert. Es zeigen sich Verschiebungen in Bezug zu den zuvor eingenommen Plätzen. Innerhalb dieser Hierarchie ist auch ein einmal erklommener Spitzenplatz kein Ort des Ausruhens. Mit jeder Entwicklungspause rücken Andere nach. Die Wirklichkeit befindet sich in ständiger Veränderung und die einzige statische Konstante daran ist anhaltende Dynamik.
Die Besitzhierarchie unserer Tage ist wesentlich dynamischer als die Rangfolgen der frühen Despotien. Heute begrenzt vor allem Kapital individuelle Möglichkeiten die Welt zu gestalten. Zwar ist es in Deutschland durchaus möglich auch ohne wohlhabende Eltern zu Einfluss und Macht zu gelangen, dennoch bieten gut situierte Familien dafür häufig weit bessere Rahmenbedingungen. Die Hierarchien der Gegenwart sind wesentlich durchlässiger als historische. Aus diesem Grund wird die soziale Marktwirtschaft dem egalitären Ansatz gerechter. Sie bleibt dessen ungeachtet vom Optimum aber noch weit entfernt. Unsere aktuelle Weltordnung gelangt inzwischen an eine Grenze, an welcher ihr Nutzen in Bezug zum dafür notwendigen Aufwand es immer weniger rechtfertigt an ihr festzuhalten. Es mangelt an Flexibilität sich in eine zunehmend schneller ändernde Umwelt einzupassen. Die Spaltung der Welt in Arm und Reich wird selbst durch Entwicklungshilfe nicht kleiner, weil die Geschwindigkeit des Hervorkommens armer Völker viel geringer ist, als die Entwicklung der Industrienationen. Auf diesem Weg scheint ein Aufholen unmöglich - wirkliche Alternativen dazu konnten sich bisher allerdings nicht durchsetzen.
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